THEATER MUSS SCHULE MACHEN! Positionspapier

Bundesverband Theater in Schulen formuliert im Bündnis mit Theaterverbänden Positionspapier THEATER MUSS SCHULE MACHEN!

Positionspapier BVTS Feb 17 (PDF)

Bündnis für
THEATER MUSS SCHULE MACHEN!

Positionspapier, vorgelegt vom Bundesverband Theater in Schulen

Unterstützer:

  • Deutscher Bühnenverein
  • Dramaturgische Gesellschaft
  • Gesellschaft für Theaterwissenschaft
  • Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland (KJTZ)
  • Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche Deutschland (Assitej)
  • Bundesverband Freie Darstellende Künste
  • Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel & Theater Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT)

Sowohl Schule als auch Theater stehen vor der Herausforderung, einer sich rasant verändernden Gesellschaft gerecht zu werden. Beide müssen auf gesellschaftliche und soziale Entwicklungen, auf Phänomene des demograBischen Wandels wie Zuwanderung, Urbanisierung, auf neue digitale Kommunikationswege etc. reagieren. Die Welt wird kom- plexer, und zwar in hohem Tempo. Schule und Theater sollten sich trotz unterschiedlicher Aufträge und Arbeitskontexte enger verbinden und dabei Differenzen und systemische Umbrüche produktiv machen: Perspektivenwechsel, Heterogenität, Interdisziplinarität, Spielräume in den Systemen als Chance ergreifen!

  1. Kultur- und Bildungssysteme und deren Anliegen weisen vielfältige Schnittmengen auf, stehen aber auch in produktiver Spannung.
  2. Die Künste sind gemeinsam mit den Wissenschaften konstituierendes Element von Allgemeinbildung. Deshalb müssen die Künste in allen Bildungseinrichtungen für alle Menschen zugänglich sein.
  3. Die Schule ist der einzige Ort, an dem ästhetische und kulturelle Bildung alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig von ihrem Wohnort und ihrer sozialen, ökonomischen oder kulturellen Herkunft – kontinuierlich und in hoher Qualität erreicht. Hier erwerben die jungen Menschen grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten, um zu selbstbestimm- ten Mitgliedern unserer Gesellschaft zu werden und am kulturellen Leben teilhaben zu können.
  4. Kulturelle Aktivitäten und Kooperationen mit außerschulischen Partnern sind als wichti- ge Vertiefungen, Ergänzungen oder individuelle Schwerpunktsetzungen zu würdigen. Sie sollten aber nicht bloßes Dekor sein, sondern in ihrer Vielfalt und in gesicherter Qualität zur Veränderung von Schul- und Lernkultur beitragen. Das funktioniert nur, wenn Kul- turelle Bildung in der Schule ihren originären Platz hat, wenn geregelt ist, dass sie zur Kern- und Pflichtaufgabe von allgemeiner Bildung gehört und das Schulsystem für Zeit, Raum und qualifizierte Lehrkräfte sorgt.
  5. Theater ermöglicht gemeinsam mit bildender Kunst und Musik den Modus einer ästhetisch-expressiven Weltbegegnung. Die höchst komplexen Erfahrungs- und Bil- dungschancen, die das körperlich-sinnliche Spiel mit Fiktionen und Möglichkeiten auf inszenatorischer, performativer und semiotischer Ebene eröffnet, können dagegen nur im Theater und in keiner anderen Kunstform gewonnen werden. Theater öffnet Erlebnis- und Denkräume. Theater ist sowohl Spiel-, Begegnungs- und Experimentierraum für Neues und Unbekanntes als auch ein Ort der geschichtlichen und kulturellen Selbstver- gewisserung.
  6. Theater spielen (produzieren) und Theater wahrnehmen (rezipieren) sind Vorausset- zungen für gelingende Bildungsprozesse, die eine aktive Teilhabe am kulturellen Leben erst ermöglichen. Dazu gehören auch die Reflexion der eigenen künstlerischen Arbeit, der Austausch über ästhetische Formen und Produktionsweisen sowie die Auseinan- dersetzung mit der gesellschaftlichen Funktion des Theaters. Rollenwechsel und Diffe- renzerfahrung – Überschreitung der eigenen Person – sind zentrale Bildungsmomente im Theater. Divergentes Denken und forschendes Lernen – die Fähigkeiten, eine Frage- stellung aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und experimentell/performativ zu untersuchen – sind grundlegende Voraussetzung für Kreativität und (ästhetische) Bildung.
  7. Theater in der Schule versteht sich als vielfältige Auseinandersetzung mit den szeni- schen Künsten. Das Fachgebiet umfasst neben dem klassischen Sprechtheater post- dramatische Theaterformen, Objekt- und Figurentheater wie auch Performances und choreografische, szenografische, mediale und filmische Gestaltungsformen. Darüber hinaus hat das Theaterspiel als soziale und relationale Kunst nicht nur das Potenzial, Menschen mit Themen und Situationen zusammen zu bringen, sondern bietet auch die Chance, durch theatrale Verfahren wie szenisches Spiel und performatives Sprechen das Lernen in anderen Fächern zu bereichern.
  8. Damit alle Schüler*innen in allen Jahrgangsstufen die Möglichkeit erhalten, theatrale Erfahrungen zu machen, bedarf es analog zu anderen Schulfächern einer hochqualifizier- ten, professionellen Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften für flächendeckenden Theaterunterricht in der Schule, geeigneter Fachräume und sinnvoller Zeitkontingente in den Stundentafeln. Erst unter diesen Rahmenvoraussetzungen können wünschenswerte Synergieeffekte in der Zusammenarbeit zwischen Theaterlehrer*innen und außerschu- lischen Theatermacher*innen – unter Berücksichtigung unterschiedlicher Kompetenzen und gegenseitiger Akzeptanz – bzw. zwischen Schulen und Theatern nachhaltig wirksam werden.

Bündnis für THE ATER MUSS SCHULE MACHEN!

Positionspapier, vorgelegt vom Bundesverband Theater in Schulen Finale Fassung / Erstelldatum 08.11.16 / Vorstand des BV TS Verantwortlich: Gunter Mieruch – Sierichstraße 58 – 22301 Hamburg Phone: 0179-7620083 – eMail: gunter.mieruch@me.com

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